Yiquan Grundlagen:
Tipps für individuelles Yiquan Training.
Die Trainingszeit kann man an eigene Möglichkeiten, Bedürfnisse und Ambitionen anpassen. Es besteht kein Zwang, alle Übungen täglich zu machen. Hier sprechen wir über ein paar Übungen aus dem ersten Teil des Programms, die noch nicht das ganze Yiquan ausmachen. Zum Glück besteht Yiquan nicht aus dem Beherrschen tausender Techniken , sondern eher aus dem Kennernlernen und Anwenden einiger Regeln.
Was die statischen Übungen mit nebeneinander ausgerichteten Füßen betrifft, kann man sich auf “aufweiten-umarmen” Stellung konzentrieren, und wenn die Arme ermüden in die “heben-umarnen” Stellung übergehen. Es reicht, die anderen Positionen zu kennen und ab und an, nach dem Motto: "Ach, irgendwie habe ich heute Lust, die “wegschieben-heben” Übung zu machen!", anzuwenden. Hauptsächlich konzentrieren wir uns auf die Übungen, in denen wir uns am besten, am bequemsten fühlen. In dem Fall, dass unsere Beine müde sind, üben wir im Sitzen und bei der totalen Erschüpfung weiter im Liegen.
Zu den wichtigsten statischen Übungen mit hintereinander aufgestellten Füßen gehört die “universelle Stellung” hunyuan zhuang, die im gesamten Programm in fünf Variationen vorkommt. Man braucht aber nicht alle Variationen ständig zu üben. Anfangs lernen wir die ersten drei kennen, die wir dann in einer einzelnen Übung zusammenfassen. In dem dritten Teil des Programms, gehen wir zu der "richtigen" hunyuan zhuang über, die dann nach der Grundausbildung, weiter enwickelt wird. Alle anderen Stellungen beruhen im Grunde genommen auf den gleichen Prinzipien wie hunyuan zhuang, so dass sie nicht alle jeden Tag geübt werden müssen, weil jede Position die Eigenschaften der restlichen Übungen mit einschliesst.
Was wir an einem Tag üben, können wir also unseren Vorlieben überlassen. Anderseits ist es gut, auf die Schwachpunkte zu achten und auch die Übungen zu machen, die uns diese überwinden helfen.
Da die “reibenden Schritte” auf der Stelle in die “langsamen Bewegungen mit Schritten” Übungen integriert sind, brauchen wir uns nicht mehr mit ihnen als Einzelübung zu befassen. Wenn jemand aber meint, dass seine Schwäche in den Beinen liegt, kann er sich mehr darauf konzentrieren.
Die “Kraft erspüren in langsamen Bewegungen” Übungen werden zuerst getrennt geübt, wobei wir uns auf diejenigen konzentrieren können, die uns am besten gefallen. Dies erlaubt uns, schnell Fortschritte zu machen und das Erlernte auf die anderen Übungen zu übertragen. Andersseits ist es allerdings gut, sich mit den Übungen, die am meisten Schwierigkeiten bereiten, zeitweise intensiver zu befassen.
Später verbinden wir diese Einzelübungen in beliebiger Reihenfolge (zonghe shili). Auf dem höheren Niveau überschreiten wir die Beschreibungen der Grundbewegungen. Die gelernten Prinzipien wenden wir in den beliebigen Bewegungen an, (jianwu) eine Improvisation, die den tiefen Sinn der Yiquan Übungen darstellt.
Wenn wir Probleme beim Lernen haben, können wir uns der Beschreibungen der einzelnen Übungen bedienen, um diese zu lösen. Vor allem aber geht es um intuitives Verstehen der Prinzipien und kreatives Anwenden auf dieser Basis und nicht um das Beharren auf den Schemen und Beschreibungen. Während des Übens begreifen wir das Yiquan - Konzept immer besser. und fangen an zu lernen, die Probleme wahrzunehmen und individuelle Lösungen zu finden.
Die Zeit zum Üben , die uns täglich zu Verfügung steht, teilen wir etwa gleich zwischen den statischen Übungen ohne Bewegung und den langsamen Bewegungen auf einer Stelle bzw. mit Schritten auf. Wenn jemand mehr Zeit zum Üben hat, sollte er sie intensiver für den ersten Teil nutzen. Bei allen Übungen ist die Qualität und nicht die Dauer des Stehens wichtig, trotzdem üben wir grundsätzlich ein paar Minuten länger, als es der Kopf und Körper zulassen.
Zhanzhuang
Vorbereitung für alle Übungen mit parallel ausgerichteten Füßen ( jianshen zhuang ):
"Nimm eine für dich natürliche Position ein, in der die Füße schulterbreit stehen und die Zehen leicht nach außen zeigen. Richte deinen Körper auf und beuge dabei ein wenig die Knie. Das Körpergewicht kann gleichmässig auf die ganze Fußsohle verteilt, sollte aber später auf die Fussballen verlagert werden. Die Schultern sind möglichst entspannt, ebenso hängen die Arme gelockert am Körper herunter. Die Lippen können ein wenig geöffnet bleiben, atmen solltest du aber durch die Nase, ohne den Atemrythmus zu beeinflussen. Die Zähne liegen locker aufeinander, so als ob du dazwischen einen Kaugummi halten würdest. Schau nach vorne oder ein wenig schräg nach oben zu einem Punkt in der Ferne, ohne ihn zu fokussieren. Zeitweise kannst du die Augen schliessen, um dich besser auf deinen Körper konzentrieren zu können."
"Aufweiten-Umarmen" Stellung, Füße nebeneinander. pingbu chengbao zhuang
"Ohne die Schultern hochzuheben, bringe deine Hände in die Höhe des Schlüsselbeins, so als ob du einen großen, leicht ovalen Luftballon zwischen deinen Händen, Armen und dem Brustkorb umarmen würdest.
Die Hände sind entsprechend der Wölbung leicht gekrümmt, zeigen mit den Handflächen zum Körper hin und befinden sich im Abstand von etwa 2-3 Handbreiten voneinander entfernt. Die Fingerspitzen beider Hände, die durch kleine imaginäre Bällchen leicht aufgespreizt werden, zeigen zueinander.
Die Ellbogen befinden sich tiefer als die Handgelenke und sind nach außen gerichtet, so als ob du dich durch eine Menschenmenge drängen würdest. Um die Schulter längere Zeit entspannt halten zu können, kannst du dir vorstellen, dass sich deine Handgelenke und Ellbogen auf einem Geländer abstützen . Der Luftballon, den du umarmst, ist sehr dünn, du musst ihn also sehr vorsichtig, aber dennoch fest genug halten, sonst kann er platzen oder wegfliegen.
Stell dir vor, dass sich hinter dir eine Wand befindet,gegen die du dich mit dem ganzen Körper anlehnst. Gleichzeitig setzt du dein Gesäss auf einer imaginären Tischkante oder dem Rand eines Barhockers ab. Zwischen deinen Beinen befindet sich auch ein Luftballon, den du vorsichtig zusammendrückst, genauso wie den Ballon zwischen deinen Armen.
Stell dir vor, du bist ein Riese, der fest auf dem Boden steht, einen schweren Gegenstand mit dem Kopf hochstemmt und diesen gleichzeitig ausbalancieren muss. Weil du groß und stark bist, stellt es keine Schwierigkeit für dich dar. Verliere aber dabei nicht den kleinen Ball, den du unter deinem Kinn festhälst.
Nachdem du die Grundvisualisierungen schon spüren kannst, erweiterst du das Umarmen des Luftballons durch das Aufweiten nach außen. Dabei stellst du dir einen weiteren Ballon vor, der dich umhüllt und den du auseinanderdrückst. Das Umarmen sollte "stärker" als das Aufweiten gefühlt werden, etwa siebzig zu dreissig Prozent. Mit anderen Worten handelt es sich dabei um eine Empfindung , als ob du den Luftballon zusammendrücken würdest, um seine federnde Energie zur Bewegung des Körpers nach außen zu nutzen."
Obwohl die Stellung durch diese Tipps äusserlich vorgegeben wird, sollte jeder Übende in diesem Rahmen für sich selbst die bequemste Position herausfinden, indem er sich auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers einstellt.
Die hier verwendeten Visualisierungen dienen, wie bei allen anderen Übungen im Yiquan ausschliesslich dazu, Empfindungen und Reaktionen im Körper zu erzeugen. Es geht hierbei nicht darum, sich mit Hilfe von Imagination geistig zu beruhigen oder sich in eine innere Traumwelt zu begeben. Sie stellen praktisch die Vorraussetzung zum Gelingen der Übung dar. Wenn die Empfindungen körperlich spürbar sind, sollte man auf die Visualisierungen verzichten.
Bei dieser Übung ist die Qualität und nicht die Dauer des Stehens wichtig, trotzdem solltest du ein paar Minuten länger üben, als es dein Kopf und Körper "zulässt".
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"Rotieren", Füße nebeneinander. pingbu xuanfa
“Stell dir vor, dass du im Schulter tiefem Wasser stehst.
Zuerst fließt das Wasser von deiner rechten Seite auf dich zu und du wirkst der Gewalt entgegen, indem du dein Körpergewicht ein wenig auf dein rechtes Bein verlagerst.
Gleichzeitig brauchst ein Gefühl, so als gäbe es eine Sprungfeder zwischen deiner rechten Schulter (nah am Nacken) und deinem linken Fuß. Diese ziehst du auseinander. Die imaginäre Feder zwischen deinen Beinen drückst du zusammen und gleichzeitig drückst du deine Hände nach vorne, nach innen und nach unten.
Das Wasser ändert die Richtung und jetzt spürst du, dass es von rechts hinten auf dich fließt. Du behältst die Feder zwischen deinem Kopf und linkem Fuß angespannt und zusätzlich spannst du jetzt die Feder zwischen deinen Knien leicht auseinander. Deine Hände ziehst du in der Zeit nach hinten, nach außen und nach oben.
Nun kommt das Wasser von links hinten auf dich zu. Wenn du es spürst, verlagere dein Körpergewicht auf dein linkes Bein. Spanne diesmal eine Feder zwischen deinem rechten Fuß und deinem Kopf (besser linker Schulter) an. Die Feder zwischen deinem linken Fuß und deiner rechten Schulter entspannst du entsprechend in der Zeit.
Das Spannungsgefühl zwischen deinen Beinen und die Richtungen, in die deine Hände ziehen, behältst du in dieser Phase wirken.
Zum Schluss stell dir vor, dass das Wasser auf dich nur von der linken Seite wirkt. Du gehst dem Druck entgegen, indem du die Feder, die sich zwischen deinen Beinen befindet zusammen drückst und die Hände nach vorne, nach innen und nach unten drückst. Die Feder zwischen deinem rechten Fuß und linker Schulter lässt du angespannt.
Jetzt wiederholst du das Ganze andersrum.“
Dein Körper schwankt in einem recht flachen U-Muster vor allem in rechts-links und links-rechts Richtungen. Die Bewegung nach vorn, hinten und wieder nach vorn soll im Vergleich viel kleiner bleiben. Übe die Bewegung langsam und gleichmäßig und behalte die ganze Zeit das Gefühl des Wasserdrucks.
Sobald du die visualisierte Bewegung spüren kannst, minimiere die sichtbare Bewegung bis sie ganz aufhört und verzichte nacheinander auf die gedachten Hilfsmittel. Wenn du die Bewegung immer noch spüren kannst, übe weiter, benutze aber nicht deine Muskelkraft.
Diese Übung kann als Erweiterung zu allen Handstellungen des Zhanzhuang angewendet werden.